Hallo und herzlich willkommen beim Workshoptag „Kanzel im Kontext“. Hier findest du unser digitales Programmheft mit allen wichtigen Infos für den Tag. Sollte doch etwas fehlen, sprich uns gerne an.

Für eine Möglichkeit zur Reaktion haben wir ein Mentimeter angelegt. Einen Zugang zum Gäste-WLAN am Tagungsort gibt es mit dem Passwort „EVREF_2019!“.


Programm

Kontext I / GESELLSCHAFT

10:00 Uhr / Willkommen
10:15 Uhr / Keynote I
10:45 Uhr / Reflexion
11:00 Uhr / Pause
11:15 Uhr / Workshops

Feministisch predigen Feministisch predigen?! Muss das denn unbedingt sein? Oh Gott, ja! Heute genauso wie vor 2000 Jahren, als Jesus von Nazareth Frauen beauftragte das Evangelium zu verkünden. So viel Bibeltreue muss sein. Aber warum löst der Gedanke dann so häufig Unbehagen aus? Wird belächelt, als parteilich gegenüber vermeintlich „normaler Theologie“ empfunden oder im schlimmsten Fall verboten? Der Workshop will dabei aufzeigen, dass feministisch predigen ein phänomenal schöner Perspektivenwechsel sein kann, der biblische Texte in einem neuen Licht erstrahlen lässt: Dem Licht der Freiheit und der Gerechtigkeit. Heute wichtiger denn je.

Mira Ungewitter ist Pastorin in Wien und Autorin (u. A. Gott ist Feministin, Herder 2023).

Die Predigt als theologisches Experiment Jede Predigt ist ein Wagnis – auch theologisch? Gemeinsam reflektieren wir, wieviel theologisches Innovationspotenzial in der Gattung „Predigt“ steckt.

Dr. Sebastian Rink hat in der Systematischen Theologie über die Predigten Schleiermachers promoviert und war Pastor einer Freien evangelischen Gemeinde (FeG) im Siegerland. Heute ist es Schulbuchredakteur und hat einen Lehrauftrag an der CVJM-Hochschule. Schleiermacher-Predigtpreis 2019. @heiligesleben

Predigt in der Krise Wie kann man in Polykrisenzeiten so predigen, dass Menschen nicht niedergeschlagener aus dem Gottesdient rauskommen, als sie reingekommen sind? Kann die Kanzelrede (und die Vorbereitung derselben) vielleicht sogar Resilienzen stärken?

Pfr. Dr. Holger Pyka, Dozent am Seminar für pastorale Ausbildung in Wuppertal für Homiletik/Liturgik, Kasualien, Gemeindeentwicklung.

Politische Predigt Zwischen politischer Abstinenz und parteilicher Vereinnahmung zielt politische Predigt darauf, die Verantwortung des christlichen Glaubens für die Gestaltung der Welt zur Sprache zu bringen. Eigentlich klar und doch ein schmaler Grat. In Zeiten erodierender Demokratien stellt sich die Frage neu, wie diese Aufgabe wahrgenommen werden kann. Nach einer kurzen theologischen Einführung und dem Blick auf zwei Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit (Luisa Neubauer, Raphael Warnock) fragen wir, welche Themen für politisches Predigen sich in unseren Kontexten aufdrängen, und diskutieren exemplarisch, wie wir sie angehen können. Die Teilnehmenden gehen mit einem erweiterten Blick auf politischen Predigen und vielleicht ersten Ideen für eine eigene Predigt aus dem Workshop.

Prof. Dr. Oliver Pilnei ist Professor für Praktische Theologie an der Theologischen Hochschule Elstal und Pastor des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinde (Baptisten). Seine Schwerpunkte sind Homiletik, Kirchentheorie und Pastoraltheologie. Aktuell entwickelt er ein Projekt zur Erforschung politischer Predigt. Auf Instagram ist er unter @oliverpilnei zu finden. 

KEYNOTE I

Predigt und Gesellschaft

Prof. Dr. Thorsten Dietz


Predigt hat heute jede Selbstverständlichkeit verloren. Das ist eine Krise und eine Chance. Ihr zukünftiger Status wird das Ergebnis religiöser Transformationen sein.


Prof. Dr. Thorsten Dietz ist Theologe, Podcaster, Autor. Er war Professor für Systematische Theologie an der EH Tabor (Marburg). Heute arbeitet er für Fokus Theologie, einer Stelle der Deutschschweizer Reformierten Kirchen für theologische Erwachsenenbildung.

12:15–13:30 Uhr / Mittagspause (Suppen)

Kontext II / TRANSFORMATION

13:30 Uhr / Willkommen zurück
13:45 Uhr / Keynote II
14:15 Uhr / Reflexion
14:30 Uhr / Pause
14:45 Uhr / Workshops

Predigt und Sprache Warum hören wir lieber Geschichten als Exegesen? Was machen Relativsätze mit unserem Glauben? Und: Sollten Modalverben in Predigten verboten werden? Vor allem aber: Welche Sprache passt zu mir? Welche ist wirkungsvoll? Berührend? Transformierend? Mit kleinen Schreibübungen nähern wir uns den Antworten auf diese Fragen an. Vergnügen nicht ausgeschlossen.

Birgit Mattausch ist Pastorin und Autorin. Sie arbeitet als Referentin für experimentelle Homiletik in der Landeskirche Hannovers und ist Teil des Teams des Literaturhauses St. Jakobi Hildesheim. 2023 erschien ihr Debütroman „Bis wir Wald werden“ bei Klett-Cotta. Auf Instagram heißt sie @frauauge.

Kurzpredigt Eine Kurzpredigt, die Hörer*innen erreichen will, ist immer ein riskanter Prozess. Vorsicht! Verletzungsgefahr! Ich kann nur faszinieren, wenn ich teile, was mich besticht, fasziniert und bewegt. Das geht ans Eingemachte. Anders funktioniert es nicht! Wir hören ein Beispiel aus der Rundfunkarbeit, erfahren neurowissenschaftliche Hintergründe und üben selbst ganz praktisch an einem eigenen Werkstück. (Bitte etwas zum Schreiben mitbringen.)

Prof. Dr. Angela Rinn hat sich über die Kurze Form der Predigt habilitiert. Sie ist Professorin für Seelsorge am Theologischen Seminar in Herborn und langjährige Autorin in der Rundfunkarbeit des SWR und des DLF und Kolumnistin für DIE ZEIT und zeitzeichen.net. Sie ist Mitglied der Jury für den Ökumenischen Predigtpreis.

Predigt und Kunst Der christliche Glaube braucht Bilder. In der religiösen Kommunikation liegt viel an der Ästhetik der Form, denn sie ist der Schlüssel dafür, dass Menschen von religiösen Gehalten emotional berührt werden. Wer predigt, tut deshalb gut daran, sich von der Kunst inspirieren zu lassen. Kunst und Religion sind verwandt. Beide lösen den Menschen aus seiner Selbstbezogenheit und eröffnen einen Raum der Daseinsweitung. Im Workshop wollen wir dieser Verwandtschaft zwischen Kunst und Religion nachgehen und Kunst und Predigt miteinander ins Spiel bringen.

Dr. Katharina Scholl, Studienleitung am Ev. Studienseminar Hofgeismar, Jg. 1983.

Predigt und/als Poetry Poesie ist keine Deko für Theologie, der man sich widmen kann, wenn einem langweilig ist, oder man sich besonders intellektuell fühlen möchte. Theologie ist zwangsläufig sehr dicht an die Poesie gebunden, weil sie sich ja zu einem großen Teil aus poetischen Büchern, Bildern und Mythen speist. Dem wollen wir ganz praktisch nachspüren – auf der Suche nach neuen Bildern und authentischem Ausdruck für das Reden von und über Gott.

Marco Michalzik ist Spoken Word-Künstler, Lyriker und Podcast-Host bei Hossa Talk.

KEYNOTE II

Predigt und Transformation

Prof. Dr. Sabrina Müller (Video)


Im Rahmen des Referats wird erörtert, wie sich Predigt verändern muss, um transformativ zu wirken. Es wird ein Zusammenhang zwischen Machttheorien, postkolonialer Homiletik und der Rolle der Heiligen Geistkraft gezogen, um zu zeigen, wie diese Elemente die Praxis der Predigt beeinflussen. Anhand konkreter Beispiele werden verschiedene Dimensionen transformativer Predigt veranschaulicht, die sowohl auf die persönliche Transformation von Partizipierenden als auch auf die Veränderung von Gemeinschaften abzielen. Ziel ist es, eine Perspektive zu entwickeln, die Predigt nicht nur als Information, sondern als wirksames (und kollaboratives) Instrument der Veränderung begreift.


Prof. Dr. theol. Sabrina Müller, Jg. 1980, ist Professorin für Praktische Theologie. Sie ist zudem Projektleiter am Universitären Forschungsschwerpunkt (UFSP) «Digital Religion(s) an der Universität Zürich. Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Lehr- und Forschungstätigkeit liegt auf digitalen, empirischen, postkolonialen und feministischen Theologien und kirchlicher Innovation. So forscht sie zu Fragen der Zukunft von Kirche, religiösen Influencer:innen oder machtkritischen Ansätzen in der Theologie. In ihren Tätigkeiten verbindet sie stets Theorie und Praxis und berät auch immer wieder verschiedene Landeskirchen in Europa in ihren Veränderungsprozessen. 

15:45–16:15 Uhr / Kaffeepause

Kontext III / GOTTESDIENST

16:15 Uhr / Plenum
16:30 Uhr / Workshops

Verkörperung der Predigt Es gleicht einem Wunder, dass der Protestantismus mit seiner einseitigen Fixierung auf das Wort 500 Jahre überlebt hat. Denn die Botschaft der Predigt braucht nicht nur Worte, sondern auch einen Körper – etwas, das sie verkörpert. Wie können solche Verkörperungen aussehen, z.B. Bilder, Räume, Performances?

Dr. Jochen Wagner ist Pastor und Referent der ACK Deutschland mit den Schwerpunkten Liturgie, Spiritualität und Bibel. Er wurde 2019 mit dem Menno-Simons-Predigtpreis ausgezeichnet. @allsinnersandsaints

Zwischen Wort und Wirkung: Die Predigt als Teil transformativer Gottesdienste. Wirkung und Wandlung der Predigt – wie sollen/können wir im Gottesdienst auf eine Predigt reagieren? Was erwarten wir davon? Der Workshop nimmt den Gottesdienst unter der Perspektive eines Resonanzraums für die Predigt in den Blick.

Prof. Dr. Tobias Faix ist Professur für Praktische Theologie / Gemeindepädagogik; interkulturelle und empirische Theologie an der CVJM-Hochschule Kassel.

Ökumenische Zugänge Ein ökumenischer Blick auf die Predigt.

Radu Constantin Miron ist griechisch-orthodoxer Erzpriester und seit 2019 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland.

Predigt und Digitalisierung Digitalisierung oder Digitale Transformation? Orientieren wir uns an althergebrachten Formaten und digitalisieren wir sie oder lassen wir uns durch den Kontext – die medialen Möglichkeiten, die Hörgewohnheiten und Fragen der Empfänger*innen unserer Botschaft – inspirieren? Die digitale Kanzel: Vielstimmig, partizipativ und immersiv.

Lars-Robin Schulz ist Theologischer Referent am Zentrum für Evangelische Gottesdienst- und Predigtkultur der EKD in Lutherstadt Wittenberg. Er hat Theologie, Linguistik und Sprechwissenschaft studiert und verfolgt seit Jahren in Theorie und Praxis die Entwicklungen rund um das gesprochene Wort, Audiofeatures und digitale Verkündigungsformate.

17:30 Uhr / Plenum
17:45 Uhr / Keynote III
18:15 Uhr / Tagungsabschluss

KEYNOTE III

Predigt und Bibel: Eine kontextsensible (Her-)Ausführung

Prof. Dr. Christine Hoffmann


Die Beziehung von Predigt und Bibeltext steckt in einer Krise. Seit Jahrhunderten etablierte Auslegungspraktiken biblischer Texte verlieren an Plausibilität und erscheinen manch einer:m verstaubt und antiquiert. Christine Wenona Hoffmann wird diesem Befund nachgehend kreative Umgangs- und Bearbeitungsmöglichkeiten dieser Herausforderung präsentieren und zur Diskussion stellen. 


Christine Wenona Hoffmann ist Professorin für Praktische Theologie an der Goethe-Universität in Frankfurt. Die ordinierte Pfarrerin hat in ihrer Promotion das Verhältnis von Predigt und Exegese in einer großen wissenschaftlichen Studie erforscht und widmet sich seitdem u. a. mit anregenden Praxisbüchern der Übersetzung dieser Erkenntnisse in den Predigtalltag von Pfarrpersonen und Prediger:innen. 

18:30 Uhr / Ausklang mit Wein