Unsere Gesellschaft hat sich in den vergangenen Jahren rasant geändert und tut es weiter. Die Lebensfragen der Menschen verändern sich, gewachsene Traditionen verflüssigen sich, etablierte Institutionen verlieren an Bedeutung. Diese Entwicklung und der damit einhergehende veränderte gesellschaftliche Einfluss der Kirchen kann für die christliche Predigt nicht bedeutungslos sein. Zudem haben moderne Medien wie die sozialen Netzwerke und insbesondere das hochwertige (digitale) Unterhaltungsangebot von Streamingdiensten wie Netflix und Co. die Hör- und Sehgewohn­heiten der Menschen verändert.

Auch die kirchliche Landschaft verändert sich. Die großen Kirchen verlieren mit ihren Mitgliedern auch an gesellschaftlicher Bedeutung, manche kleinere (Frei-) Kirche lebt seit Jahrzehnten vor allem von der Abgrenzung.

Diese Profilierungsoption fällt durch den fortschreitenden Verlust der Bedeutung der Kirchen zunehmend weg und wird bald ins Leere laufen. Was tritt zukünftig an die Stelle dieses kirchlich-gesellschaftlichen Abgrenzungsprofils, das besonders für Freikirchen bisher relevant war? Welche neuen Räume können sich dadurch eröffnen? Was heißt das für Gottesdienst und Predigt? Diesen Fragen wollen die Beiträge nachgehen und hier erste Schneisen schlagen, um die Möglichkeiten (frei-) kirchlicher Liturgie und Predigt unter veränderten Bedingungen auszuloten.

Die Workshoptagung möchte Menschen aus der Praxis ins Gespräch bringen. Mit einer Mischung aus Impulsen und interaktiven Diskussionen wollen wir die „Kanzel im Kontext“ wahrnehmen und das Medium „Predigt“ vielfältig (neu) bedenken. 


Veranstalterin:

Mit freundlicher Unterstützung von


LEITUNG: Prof. Dr. Tobias Faix / Dr. Sebastian Rink / Dr. Jochen Wagner

TERMIN: 23. November 2024 / 10:00 bis ca. 18:30 Uhr

ORT: Reformierte Kirche Frankfurt

Kontext I / GESELLSCHAFT

Im 19. Jahrhundert war die Predigt ein gesellschaftlich wirkmächtiges Medium – das lässt sich für das 21. Jahrhundert nur schwer behaupten. Was ist passiert? Wie wird die Predigt über die Kirche hinaus wieder wirksam – und wollen wir das überhaupt? Der erste Themenschwerpunkt fragt nach der Relevanz der Predigt und den Möglichkeiten einer Anknüpfung an Kirche und Gesellschaft.


Kontext II / TRANSFORMATION

Wie kann Predigt (wieder) wirken? Der zweite Themenschwerpunkt fragt exemplarisch nach Möglichkeiten, die Predigt mit neuen Wirkungskontexten in Kontakt zu bringen: Sprache als wirkmächtiges Instrument, die Kurzpredigt als Anpassung an Hör- und Sehgewohnheiten, Kunst als ästhetischer Welt- und Predigtzugang und zuletzt „Poetry“ als popkulturell etablierte Kunstform.

Kontext III / GOTTESDIENST

Die Predigt darf zwar nach wie vor (in welcher Form auch immer) als Proprium des protestantischen Gottesdienstes gelten, ist aber wesentlich durch ihren Kontext mitbestimmt. Schon Schleiermachers Rede von der „Circulation des religiösen Interesses“ zwischen Prediger:in und Gemeinde im Gottesdienst macht darauf aufmerksam. Der dritte Kontext stellt die Frage, wie Gottesdienst und Predigt unter spätmodernen Bedingungen einander bedingen und beeinflussen können, müssen und sollten.